Themenmonat Amphibien: Abgrabungsstaetten als wichtige Ersatz-Lebensraeume

Heutzutage sind Amphibien zahlreichen Gefahren ausgesetzt und gelten weltweit als die am meisten gefährdete Wirbeltiergruppe. Neben dem Klimawandel, Straßenverkehr, eingeschleppten Krankheiten und invasiven Fressfeinden, bildet vor allem der Verlust geeigneter Lebensräume den Hauptgrund für den Rückgang der Bestände. Besonders schwer haben es sogenannte Pionierarten, die dynamische Lebensräume mit frischen, vegetationsarmen Tümpeln benötigen. Früher fanden solche Tiere in natürlichen Flussauen mit saisonal überschwemmten Bereichen ideale Bedingungen. Leider sind solche Habitate in unseren ausgeräumten Kulturlandschaften mit weitgehend begradigten Flussläufen kaum noch zu finden.

 

Besonders vier Arten sind hierzulande auf entsprechende Lebensräume angewiesen: Kreuzkröte, Wechselkröte, Geburtshelferkröte und Gelbbauchunke. Von diesen Tieren weiß man, dass sie aufgrund ihrer speziellen Ansprüche auf Flächen, in denen Rohstoffe wie Kies oder Sand angebaut werden, ideale Bedingungen vorfinden. Sie werden daher inzwischen sogar als „Abgrabungsamphibien“ bezeichnet. [1]

Wechselkröte im Steinbruch, Foto: Silke Mora / NABU Euskirchen
Wechselkröte im Steinbruch, Foto: Silke Mora / NABU Euskirchen

Dabei profitieren neben den bereits Genannten auch noch weitere Amphibienarten von den günstigen Bedingungen an Abgrabungsstandorten – dort entstehen durch viele Grabungen zahlreiche kleinere und größere Gewässer: Da außerdem manche Bereiche oft längere Zeit nicht genutzt werden, können sich Populationen dort ungestört entwickeln. Werden Grubenareale nach ihrer Stilllegung zu Naturschutzgebieten umfunktioniert, kann der Fortbestand dieser Populationen langfristig gesichert werden.

 

Steingrube bei Wuppertal, Foto: Silke Mora / NABU Euskirchen
Steingrube bei Wuppertal, Foto: Silke Mora / NABU Euskirchen

Inzwischen ist sich auch die Industrie ihrer Verantwortung für den Schutz der zum Teil sehr seltenen Arten bewusst. Landesweit entstanden zahlreiche Kooperationen zwischen Abbaubetrieben und Naturschutzverbänden sowie Biologischen Stationen. Dabei geht es sowohl um gezielte Maßnahmen als auch um eine schonendere Bewirtschaftung, um vorhandene Bestände möglichst nicht zu gefährden. Auch für die beteiligten Unternehmen oder sogar die gesamte Branche wirken sich solche Projekte positiv aus, indem sie für ein besseres, naturfreundliches Image sorgen.

 

Text: Marco Mora



[1] Maßnahmen zur Unterstützung der Abgrabungsamphibien in der Rohstoffgewinnung NRWs. Broschüre des vero – Verband der Bau- und Rohstoffindustrie e.V., 1. Auflage, Duisburg 2017.