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Wie das Herbstblatt zur Farbe kommt:

Auch Bäume halten Winterschlaf

  Der Wald im Herbstkleid                                                                                     

 

Kreis Euskirchen - Welch ein Aufwand: Eine stattliche Eiche wirft jedes Jahr bis zu 200.000 Blätter ab, nur um sie im Frühling wieder auszutreiben. Warum also lassen Bäume im Herbst ihre Hüllen fallen? Und weshalb verfärben sie sich dabei so prächtig? Das erklärt der NABU Euskirchen in seinem Tipp zur Naturbeobachtungen  für den Monat Oktober/November  2022.

Eigentlich machen die Bäume im Herbst nichts anderes als beispielsweise der Igel: Sie bereiten sich auf den Winterschlaf vor, weil sie nicht mehr genügend Nahrung finden. Genau genommen ist es das Wasser, was den Bäumen fehlt. Der abgekühlte Boden beeinträchtigt schon im September die Saugfähigkeit der Baumwurzeln. Bei Frost kommt die Wasseraufnahme durch die Wurzeln ganz zum Stillstand. Die oben erwähnte Eiche aber verdunstet täglich bis zu 600 Liter Wasser über die Blätter. Kein Wunder also, dass sich der Baum mit dem Abwerfen des Laubes vor dem Verdunsten und Verdursten schützt.

Die Bäume bauen  zwischen Rinde und Blattansatz eine Trennschicht auf. So wird der Saftstrom zum Blatt allmählich unterbrochen.                 

Bereits im September bereiten die Gehölze den Laubabwurf vor. Dabei richten sie sich nicht nach der Temperatur, sondern nach der Tageslänge. Deshalb färben sich auch in einem sommerlich-warmen herbst die Blätter. Der Baum baut zwischen Rinde und Blattansatz eine Trennschicht auf. So wird der Saftstrom zum Blatt allmählich unterbrochen. Gleichzeitig ruft der Baum die schwierig zu beschaffenden Nährstoffe, wie beispielsweise Stickstoff, zurück. Die Nährstoffe werden abtransportiert und in die Rinde, Holz oder Wurzel eingelagert. Im Frühjahr dienen die Nährstoffe dann als Treibstoff bei der Bildung neuer Blätter.

 

Auch das Blattgrün, das Chlorophyll, wird vom Baum abgebaut und in seine  Einzelteile zerlegt, da es viel Stickstoff enthält. Darin liegt auch das Geheimnis der Herbstfärbung: Je mehr Blattgrün der Baum abbaut, desto deutlicher kommen die anderen Bestandteile des Blattes zum Vorschein, die bislang vom Grün überdeckt wurden. Carotinoide beispielsweise färben die Blätter gelb, rote Farbtöne enstehen durch Anthocyane. Braune Tönungen treten erst nach dem Absterben der Blätter auf und werden durch wasserlösliche  Farbstoffe hervorgerufen. Für das Ökosystem ist der Laubfall eine praktische Einrichtung. Zum einen dient die schützende Laubschicht als ideale Pufferschicht vor den Einwirkungen durch das Klima. Unter dem Laub ist der Boden vor Austrocknung weitgehend geschützt, anderseits können Hagel- und Regenschlag die empfindliche Humusdecke nicht zerstören und auch die UV-Strahlung der Sonne wird durch die alten Blätter gebremst. Darüber hinaus bietet die manchmal zwanzig Zentimeter dicke Isolationsschicht Schutz vor Erosion durch Wind und Wasser und mildert Temperaturschwankungen. Der NABU Euskirchen rät daher, Laub im Garten liegen zu lassen oder zu Haufen zusammenzukehren. Nebenbei schafft man so auch noch Winterquartiere für Igel, Schmetterlinge und anderen Gartenbewohner.

 

 Bericht und Fotos von Günter Lessenich/NABU Euskirchen

 

Carotinoide beispielsweise färben die Blätter gelb, rote Farbtöne enstehen durch Anthocyane.


Herbstimpressionen

                                                                     Fotos: NABU/Günter Lessenich


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