„Stunde der Wintervögel“ übertrifft Teilnahmerekord von 2020 um 65 Prozent

Rotkehlchen bevorzugt mildere Winter Foto: Günter Lessenich/NABU Euskirchen
Berlin/Kreis Euskirchen - Über 236.000 Menschen haben am Wochenende vom 8. bis 10. Januar an der 11. „Stunde der Wintervögel“ teilgenommen - ein sattes Plus von 65 Prozent zum Vorjahr. Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) freuen sich mit der heutigen Verkündung des Endergebnisses über eine Rekord-Teilnahme.
„Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion wird dadurch noch aussagekräftiger“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Sicherlich hat auch der Corona-Lockdown dazu beigetragen, dass mehr Menschen ihr Interesse für die Natur vor der eigenen Haustür entdecken.“
Nicht zugenommen haben dagegen die Vogelzahlen, die dem NABU aus 164.000 Gärten gemeldet wurden - im Gegenteil. „Die Gesamtzahl von 34,5 Vögeln pro Garten stellt den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 dar, zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Nur im Januar 2017 waren die Zahlen noch etwas niedriger. Auch damals fehlten besonders die typischen Futterplatzbesucher, nämlich sämtliche Meisenarten, Kleiber, Gimpel und Kernbeißer – alles Arten deren Winterbestände auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Norden angewiesen sind. Dieser ist im bis kurz vor der Zählung europaweit sehr milden Winter wohl teilweise ausgeblieben.“ Rekordwerte erreichten dagegen Standvogelarten wie Haussperling und Stadttaube sowie Arten, die grundsätzlich mildere Winter bevorzugen, wie Rotkehlchen und Ringeltaube.
„Seit 2011 nehmen die Winterbestände von Vogelarten, die auf Zuzug aus dem Norden und Osten angewiesen sind, ab. Im Winter standorttreue Arten und solche, die teilweise von uns nach Süden ziehen, zeigen dagegen stabile oder gar wachsende Winterbestände“, so Lachmann. Dies sei Ausdruck einer Entwicklung, die mit einigen harten Wintern begann und zuletzt eine lange Reihe milder Winter aufwies. Je milder der Winter, desto geringer die Neigung der Vögel in wärmere Regionen im Süden und Westen auszuweichen.

Weiter starker Abwärtstrent beim Grünfink, nur noch 0,9 Grünfinken pro Garten
Foto: Günter Lessenich/NABU Euskirchen
Ein besorgniserregend schwaches Ergebnis, das nicht mit dem Wetter erklärt werden kann, liefert der Grünfink. Sein Abwärtstrend setzt sich leider unverändert fort. Diesmal wurden nur noch 0,9 Grünfinken pro Garten gemeldet. Damit gibt es heute nur noch ein Viertel der Grünlinge, die 2011 noch die Gärten bevölkerten. Als Ursache gelten vor allem Infektionen mit Trichomonaden an sommerlichen Futterstellen.
Die fünf am häufigsten gemeldeten Arten waren Haussperling (mit 6,87 Vögeln pro Garten), Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel. Im Vergleich zum Vorjahr haben nur Feldsperling und Blaumeise die Plätze getauscht.

Amsel erholt sich langsam von der schweren Usutu-Epidemie Foto: Günter Lessenich/NABU Euskirchen
Die Amsel erholt sich weiter langsam von ihren Tiefstwerten nach der schweren Usutu-Epidemie des Sommers 2018. Besonders niedrig waren dagegen die gemeldeten Zahlen der Blaumeise, wobei unklar bleibt, ob fehlender Zuzug aus dem Norden oder die Folgen einer Bakterien-Epidemie im vergangenen Frühjahr die Hauptursache dafür ist. ...mehr
Rekord-Teilnahme im Kreis Euskirchen

Star, auf Rang 3 der Endergebniskarte Foto: Günter Lessenich/NABU Euskirchen
Im Kreis Euskirchen haben am Aktionswochenende sagehafte 968 Vogelfreunde*innen an der elften "Stunde der Wintervögel" teilgenommen. Wir freuen uns über diese Rekord-Teilnahme im Kreis Euskirchen, mit einem Plus von 100 Prozent zum Vorjahr. (488 Teilnehmer 2020)
An der Spitze lagen auch dieses Jahr der Haussperling auf Rang 1 mit 6667 Zählungen, die Kohlmeise auf Rang 2 mit 2611 Zählungen und Rang 3 der Star. ( 2020 die Blaumeise auf Rang 3)

Starenschwarm auf einem Freileitungsmast Anfang Januar
Foto: Günter Lessenich/NABU Euskirchen
Der Star wurde 2.189 Mal gezählt. (733 Stare in 2020) Aussergewöhnlich waren schon
in der ersten Januarwoche das beobachten vieler kleiner Starenschwärme im Kreis Euskirchen.

Tannemeise - Rückgang von Minus 39 Prozent
Foto: Günter Lessenich/NABU Euskirchen
Wie auch schon bei der Winter-Aktion 2020 sind weitere Rückgänge bei sämtlichen Meisenarten zu verzeichnen. Teilweise bis zu 51 Prozent. Wenn auch die Kohlmeise noch in 3,93 pro Garten zu sehen war, sieht es für die Tannemeise in 0,17 pro Garten, und Haubenmeise in 0,12 pro Garten sehr schlecht aus.
Wintergäste aus dem hohen Norden blieben wegen den immer milderen Winter wie im letzten Jahr aus.
74 Vogelarten konnten bei der Winter-Aktion im Kreis Euskirchen bestimmt werden.
Alle Daten aus dem Kreis Euskirchen auf einem Blick
Top 10
1. Haussperling 6.667 Zählungen
2. Kohlmeise 2.611 Zählungen
3. Star 2.189 Zählungen
4. Blaumeise 2.170 Zählungen
5. Amsel 2.025 Zählungen
6. Feldsperling 1.128 Zählungen
7. Elster 1.419 Zählungen
8. Buchfink 977 Zählungen
9. Ringeltaube 826 Zählungen
10. Rotkehlchen 754 Zählungen
Der NABU dankt allen, die an der Vogelzählung teilgenommen haben!
Die nächste Vogelzählung steht vom 13. bis 16. Mai an. Dann werden bei der "Stunde der Gartenvögel"die Brutvögel in unseren Gärten und Parks erfasst.