Initiative des NABU zu mehr Umwelt- und Naturschutz und weniger Flächenverbrauch und ungebremste Bauwut

„Blick auf Firmenich Obergartzem mit der Großbaustelle der Hochwald-Milchfabrik im Hintergrund und der als Wohngebiet geplanten Acker-/ Wiesenfläche im Vordergrund“

Foto:privat



Auf diesem Areal  steht heute das  Industriegebiet 3 in Obergartzem

Fotos:privat

Fotos werden durch ankicken vergrößert

Der NABU Euskirchen ist besorgt über die ungebremste Bauwut, den Flächenfraß und den Grad der Flächenversiegelung im Kreis Euskirchen, insbesondere im Angesicht der Flutkatastrophe in der Region. Der NABU fordert die Kommunen im Kreis auf, alle Bauvorhaben auf den Prüfstand zu stellen und neu zu überdenken, endlich die Besorgnisse der Bürger wahrzunehmen und in konstruktive Gespräche mit Naturschützern einzutreten, anstatt sie zu diskreditieren. Exemplarisch dafür stehen Vorhaben wie in Mechernich Antweiler, Firmenich, Obergartzem und Zülpich. Allen gemeinsam ist die großflächige und überdimensionierte Anlage von Baugebieten. Es entstehen ganze Siedlungszentren, auf der Basis von Erkenntnissen und Planungen, die spätestens, nach den aktuellen Ereignissen und den öffentlichen Diskussionen, völlig überholt sind, und den Notwendigkeiten des Natur-, Umwelt- und Klimaschutzes widersprechen. Gleiches gilt für die Konzepte neuer Industriegebiete. Hier fordert der NABU ein Umdenken und die Überprüfung aller Planungen unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse.

Die Dimension des geplanten Baugebiets in Antweiler umfasst die komplette Fläche unterhalb des Regenrückhaltebeckens entlang der Feldstrasse nach Antweiler Ort.

Foto: privat.

Verantwortung der Kommunalpolitik

„Dieses Problem liegt in erster Linie in der Verantwortung der Kommunalverwaltungen, die die Flächen für Bauprojekte zur Verfügung stellen. Und es muss vor allem politisch gelöst werden.“ So Uwe Wedegärtner vom Vorstand des NABU Euskirchen. Und weiter: „Wir vermissen den politischen Willen zu verantwortlichem Handeln für mehr Naturschutz, zum Beispiel für eine deutlichere Reduzierung des Flächenverbrauchs und mehr Verdichtung in der Wohnstruktur bei der herrschenden Wohnraumnot und dem natürlichen Überflutungsschutz“

Volksinitiative für Artenvielfalt

Der NABU erinnert in diesem Zusammenhang an seine Forderungen aus der Volksinitiative Artenvielfalt, die in ganz NRW von mehr als 115000 Bürgern unterstützt wurde. Diese beinhaltete auch, dass Böden, Wald und Ackerland als Ressourcen mit dem gebotenen Respekt und Zurückhaltung einbezogen und genutzt werden müssen, und nicht weiter in dem Maße verbraucht werden dürfen.

Innovative Konzepte

Das Konzept einer energieautarken Siedlung, dass der Bauprojektierer F&S aus Euskirchen vorgestellt hat, ist ein Anfang, der respektvolle Umgang mit den vorhandenen Ressourcen bleibt aber unberücksichtigt, insbesondere die Rücksichtnahme auf Flächen und Böden als Ressourcen, auf denen die Grundlagen für ein lebenswertes Leben der zukünftigen Generationen basieren.

 

In Gesprächen mit Vertretern des NABU, wurden Ideen für ein nachhaltigeres Konzept entwickelt, in dem Naturschutzmaßnahmen integriert werden konnten. Das grundsätzliche Problem des viel zu hohen Flächenverbrauchs bleibt aber weiter unberücksichtigt.

Gespräche positive Veränderungen

„Es war in den Gesprächen mit F&S beiden Seiten immer klar, dass der NABU gegen den Flächenverbrauch Widerstand leisten würde. Dass es dennoch möglich war, Ideen auszutauschen über Verbesserungen hin zu einer naturverträglichen Weiterentwicklung, ist ein Zeichen für den Wunsch der Teilnehmer, Gegensätze zu überwinden um endlich Veränderungen zu mehr Naturschutz herbeizuführen. Das wir dafür auch kritisiert werden könnten, war uns bewusst“ so Uwe Wedegärtner.

 

Die Kritik, der NABU ließe sich von der Politik missbrauchen, um Konzepte, mit ein bisschen grünem Anstrich, durch die Hintertür salonfähig zu machen, treten die Naturschützer vom NABU entgegen.

 

Uwe Wedegärtner: „Die Gespräche mit F&S haben zu Entwicklungen für ein neues Siedlungskonzept geführt, einen richtigen und guten Ansatz. Ohne die Gespräche würde munter weiter geplant und gebaut wie bisher. Aber natürlich gefällt uns überhaupt nicht, dass der massive Flächenverbrauch weitergeht, und die damit verbundene unumkehrbare Versiegelung der Landschaft mit unzureichend verdichteten Wohngebieten und unangepasstem Hochwasserschutz.“

 

Dagegen wird sich der NABU auch weiterhin zu Wort melden und mit allen Mitteln wehren. Weite Teile der Bevölkerung haben längst erkannt, dass die Missachtung des Naturschutzes nur tiefer in die Sackgasse führt.

 

Peter Berthold, Vorstandsmitglied und Sprecher des AK Natürlich.Mechernich: „Das Konzept von F&S ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch völlig unzureichend in Bezug auf die Herausforderungen die der Klimawandel, das Artensterben und auch der Gewässer- und Landschaftsschutz an uns stellen.“

Suche nach Lösungen

Der NABU fordert die Verantwortlichen in den Kommunen auf, endlich in konstruktive Gespräche mit ihm und den anderen Naturschutzverbänden einzutreten und die Verunglimpfungen und Diskreditierung zu beenden, wie man sie kürzlich vom Mechernicher Bürgermeister, Dr. Schick, bei einer Bürgerinformation in Satzvey erleben durfte. Mit sachlichen falschen Darstellungen und falschen Vorwürfen hatte er versucht die sachlich vorgetragenen Argumente für einen naturverträglichen Hochwasserschutz zu diskreditieren.

 

Die jüngsten Ereignisse sollten die Verantwortlichen endlich als Weckruf begreifen für mehr Vorsorge für die Bürger, die Natur und die Umwelt. Die ehrenamtlich aktiven Naturschützer zu diskreditieren ist nicht hilfreich für die Lösung anstehender Probleme und missachtet das hohe Maß an Unterstützung, das die Naturschutzverbände im Kreis Euskirchen erfahren.

 

Die Ängste in der Bevölkerung vor zunehmenden Bedrohungen durch die Klimakatastrophe, das dramatische Artensterben und die ausufernden Flächenversiegelungen sind auch im Kreis Euskirchen allgegenwärtig.

Die Haltung des NABU ist:

- mehr Umwelt- Natur- und Artenschutz,

 

- moderater Siedlungsbau mit deutlicher Verdichtung und innovativen, zukunftsorientierten Schutzkonzepten für Klima und Natur

 

- weniger großflächige Versiegelungen und drastisch weniger Flächenverbrauch,

 

- Verlust von Arten- und Individuen, Verlust von landwirtschaftlichen Flächen und der damit verbundenen Intensivierung stoppen

 

Der NABU Euskirchen kündigt weiteren Widerstand gegen den Flächenverbrauch, eine Informationsoffensive für mehr Naturschutz, und Gespräche auf allen Ebenen an.

 

Dabei beruft er sich auf seinen starken Rückhalt in der Bevölkerung und seine mehr als 2800 Mitglieder

 

NABU Kreis Euskirchen

 Uwe Wedegärtner

 Mitglied des Vorstandes