Naturschutz – Überforderung des Ehrenamtes

Braunes Langohr bei der Fütterung
Braunes Langohr bei der Fütterung

Naturschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Seit Jahrzehnten übernehmen Ehrenamtler Teile der Naturschutzarbeit, um staatliche Stellen dort zu unterstützen, wo die behördlichen Kapazitäten überschritten sind. Das darf aber im Gegenzug nicht dazu führen, dass sich die staatlichen Naturschutzvertreter aus Arbeitsbereichen, die politischen Zielen im Wege stehen, zurückziehen und gesetzlich vorgeschriebene Stellschrauben, die für eine größere Rücksicht auf die Natur geschaffen wurden, nicht mehr genutzt werden. Beides führt zu einer Verschleierung der Probleme im Naturschutz. Dabei ist das Elend im Naturschutz mit Lebensraumverlusten und Nahrungsdefizit für viele, sogar ehemals Allerweltsarten menschengemacht. Müssen erst große Naturkatastrophen, wie Flutwellen, Tornados, massive Rückgänge von Vögeln und Schmetterlingen, etc. unsere Politik wachrütteln? Wenn man die gegenwärtigen kommunalen Entscheidungen sieht, bestehen Zweifel, ob Ursachen angepackt werden und ernsthafte Umsetzungen der Erkenntnisse in die Praxis erfolgen. In den letzten drei Jahren entwickelt sich die Pflegesituation für verletzte Wildtiere dramatisch. „Wie können wir das verhindern?“ haben sich die Fledermausschützer gefragt. Auch die Igel- und Vogelschützer stehen immer häufiger vor der Frage „Können wir die Pflege dieser Unmengen notleidender Tiere noch leisten?“ Allein mehr als 80 Hilferufe im Federmausschutz zwischen April und September 2021 bedeuten für die Ehrenamtler im Schnitt jeden zweiten Tag ein Anruf mit Ansehen von Quartieren, Abholen von Tieren (wenn sie nicht gebracht werden können), Pflege von geschwächten und verletzten Alt- und verlassenen Jungtieren. Später folgt das Auswildern der genesenen, gestärkten Alt- und großgezogenen Jungtiere.

Was haben beide Themen miteinander zu tun?

vom Muttertier verlassenes Baby
vom Muttertier verlassenes Baby

Beides stellt eine Überforderung des Ehrenamtes dar. Wir sehen einerseits das Anrennen der ehrenamtlichen Naturschützer, die sich mit Planungen auseinandersetzen, Gefahrensituationen analysieren und Lösungsvorschläge machen, vor verschlossene politische Türen. Wir sehen andererseits den verzweifelten Versuch von Ehrenamtlern Bestände von einheimischen Wildtieren zu erhalten, obwohl die Politik die notwendigen Entscheidungen zu Gunsten des Artenschutzes nicht trifft und die Finanzmittel zur Sicherung von Lebensstätten nicht zur Verfügung stellt. Dabei sind wir gesetzlich eigentlich weiter und stellen den Erhalt intakter Lebensstätten vor zweifelhafte Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen. In der Praxis wird aber lieber Geld in die Hand genommen, um Planungen durchzusetzen und Ersatzlebensstätten, deren Erfolg nicht gesichert ist, an anderer Stelle aufzubauen. Die Not der Tiere wird damit weiter vergrößert, denn sie ist die Folge unserer Entscheidung gegen den Erhalt.

Wie reagiert die Politik im Fall der notleidenden Tiere?

ein Katzenopfer, gebrochene Fingerknochen  und Flughautverletzungein Katzenopfer, gebrochene Fingerknochen  und Flughautverletzung
ein Katzenopfer, gebrochene Fingerknochen und Flughautverletzung

Sie lobt das Ehrenamt für sein Engagement und verlagert im gleichen Zuge den Naturschutz auf das Ehrenamt. Für die Fundtiere wäre eine akute Lösung eine staatlich finanzierte Wildtierauffangstation. Diese wird vor Wahlen in Aussicht gestellt, aber nachher nicht umgesetzt. Sollten wir nicht alle gefundenen verletzten Wildtiere der Politik vor die Tür legen, damit sie sieht, was los ist? Ist eine mit staatlichen Mitteln ausgestattete Auffangstation wirklich verzichtbar und das unter welchen ernsten Zukunftsversprechen? Aus unserer Sicht wäre eine überregionale Wildtierauffangstation für einheimische Wildtiere eine nachhaltige Lösung. Sie hätte den Vorteil, dass zentral Tiere veterinär medizinisch versorgt, professionelle Erfahrung gesammelt und Entscheidungen über die Auswilderung getroffen würden.

Menschengemachte Probleme müssen gesamtgesellschaftlich gelöst werden. Sie bedürfen sowohl dem ehrenamtlichen Engagement als auch unverzichtbaren Entscheidungen und Beteiligungen durch die Politik.

„Zukunft ist kein Schicksalsschlag, sondern die Folge der Entscheidungen, die wir heute treffen.“ (Franz Alt)

AK Fledermausschutz Aachen, Düren, Euskirchen (NABU / BUND / LNU) Leitung: Dr. Henrike und Holger Körber

Am Hofacker 12  52379 Langerwehe Tel.: 0152/29278456

E-Mail: henrike.koerber@freenet.de

www.AK-Fledermausschutz.de

 

Text und Fotos von Henrike und Holger Körber

Copyright: AK Fledermausschutz Aachen, Düren, Euskirchen (NABU / BUND / LNU) 2021