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Hornissen (Vespa crabro)

Hornisse mit Beute  Foto: Günter Lessenich/NABU Euskirchen

Wer Angst vor Wespen hat, wird beim Auftauchen von Hornissen, allein aufgrund ihrer imposanten Größe panikartig das Weite suchen. Völlig zu Unrecht! Hornissen sind, solange sie nicht provoziert werden, dem Menschen gegenüber sehr friedliche Insekten, sie zeigen keinerlei Aggression und auch wenn sie einen Stachel besitzen, nutzen sie diesen nur zur Verteidigung. Man sollte allerdings darauf verzichten in unmittelbarer Nähe von Hornissennestern hektische Bewegungen zu machen oder sonst etwas zu unternehmen, wodurch sich die Tiere angegriffen fühlen könnten. Hornissenstiche sind aber sehr selten und bei weitem nicht so gefährlich, wie der Volksmund sagt.

 

Die Hornissen, die zu den größten in Mitteleuropa lebenden Faltenwespen zählen, bauen architektonisch anspruchsvolle aus mehreren Ebenen bestehende papierartige Wabennester.

Ein Volk wird von einer Königin gegründet, die im späten Frühjahr (April – Mai) nach einem geeigneten Platz für den Nestbau sucht. Dabei bevorzugt sie trockene dunkle Orte, wie Baumhöhlen, aber auch Vogelnistkästen, Dachböden oder, wie in unserem Fall einen Rolladenkasten. Es dauert ca 30 bis 50 Tage bis die ersten Arbeiterinnen ausfliegen.

 

Ein Hornissenvolk kann Mitte bis Ende September aus bis zu ca 700 Hornissen bestehen. Ab Mitte Oktober lässt die Aktivität des Hornissenvolkes nach und die Königin wird nicht mehr richtig versorgt. Sie verlässt dann meist das Nest und stirbt. Hornissen ernähren sich von Insekten und besonders gerne von Wespen. Wer Hornissen in der Nähe hat ist meist von starker Wespenbelästigung verschont.

Hornissen zählen in Deutschland zu den besonders geschützten Arten!

Sie dürfen nicht getötet und ihre Nester dürfen nicht zerstört werden! Sollte es erforderlich sein, dass in Ausnahmefällen ein Nest umgezogen werden muss dann ist dafür ein von der UNB zertifizierter Wespen- und Hornissenberater hinzu zu ziehen und eine Ausnahmegenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde einzuholen. Diese Ausnahmegenehmigung ist mit Auflagen verbunden, so verlangt die UNB Euskirchen z.B. eine Fotodokumentation, wie das Nest und die Hornissen entnommen wurden und die genauen GPS-Daten, wo das Nest wieder angesiedelt wurde.

Ausnahmesituation

In unserem Fall haben die Hornissen sich in einem Rolladenkasten eingenistet. Diese Tatsache an sich ist noch kein Problem, aber aufgrund der Flutschäden vom 14.07.2021 wird in den nächsten Wochen die komplette Außenisolierung unseres Hauses entfernt und erneuert. Dies bedeutet aber eine massive Störung der Hornissen und kann zu einer Gefährdung der Handwerker (z.B. bei Vorliegen einer Allergie) führen.

Umsiedlung

Nachdem wir den Wespen- und Hornissenberater Herrn Dirk Wacker aus Euskirchen hinzugezogen hatten, und die Ausnahmegenehmigung der UNB Euskirchen vorlag, kam Herr Wacker zu uns und hat den Umzug des Nestes durchgeführt. Dabei durfte ich ihn begleiten und die hier gezeigten Fotos und Videoaufnahmen erstellen und mit seiner Zustimmung auch veröffentlichen.

Vorbereitungen

 Herr Wacker hat für die Umsiedlung  des Hornissennestes einige Vorbereitungen getroffen:

·        Transport- und Umsiedlungskasten:

o   Er hat einen „Umsiedlungskasten“ gebaut, in dem das Nest befestigt wird.

o Das ist ein ausreichend dimensionierter Holzkasten, in dem die Hornissen genug Platz haben, um das Nest weiter zu vergrößern.


Schritt1: Öffnen des Rolladenkastens

Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren wurde der Rolladenkasten geöffnet. Die Hornissen hatten sich ein großes Loch in die Isolierung gefressen und es wurde ersichtlich, dass der Kasten für ein großes Nest ohnehin zu klein war.

·         Deutlich zu erkennen ist hier der aus mehreren Ebenen bestehende Nestaufbau. Das Nest ist nach unten offen und die flüssigen Exkremente der Hornissen fallen einfach unter das Nest. Da diese ziemlich ätzend sind, können sie im Laufe der Zeit die Holzplatte des Rolladenkastens auflösen.

·         Deutlich zu erkennen ist hier der aus mehreren Ebenen bestehende Nestaufbau. Das Nest ist nach unten offen und die flüssigen Exkremente der Hornissen fallen einfach unter das Nest. Da diese ziemlich ätzend sind, können sie im Laufe der Zeit die Holzplatte des Rolladenkastens auflösen.

Schritt2: Absaugen der Hornissen

Um zu verhindern, dass die Hornissen beim Aufprall im „Staubsaugerkasten“ verletzt werden, nutzt Herr Wacker einen Textilbeutel, wie er auch für Obst verwendet wird.

Man sieht deutlich dass die Königin ein ganzes Stück größer ist als die Arbeiterinnen.

Das Nest wurde mit einem feinzahnigen Sägeblatt gelöst und dann vorsichtig entnommen.

Schritt3: Entnahme des Nestes

Nachdem alle Hornissen vorsichtig abgesaugt sind wird das Nest sorgfältig aus dem Rolladenkasten geschnitten. Dabei ist darauf zu achten, dass der obere Stempel, an dem das Nest befestigt ist, nicht zerstört wird.

Schritt4: Befestigung des Nestes im Umsiedlungskasten

Im nächsten Schritt wurde das Nest im Umsiedlungskasten befestigt. Herr Wacker nutzte dafür eine Heißklebepistole und befestigte einige Holzstreben, um das Nest abzustützen. Später werden die Hornissen das Nest selbst erweitern und damit für einen sicheren Halt im Kasten sorgen.

 

Um das Nest einfacher zu befestigen wurde der Kasten auf den Kopf gestellt und erst später, nachdem der Kleber ausgehärtet ist, wurde der Kasten wieder richtig herum gedreht. Dann befindet sich das Nest oben im Kasten, in gleicher Stellung wie die Hornissen es im Rolladenkasten gebaut haben.

Schritt5: Die Zusammenführung

Die Hornissen sind eingefangen, das Nest ist im Kasten. Im letzten Schritt, der in unserem Haus erfolgte, wurde der Textilbeutel, in dem die Hornissen gefangen wurden, in den Kasten gelegt und die Öffnung des Beutels mit einem „Marshmellow“ wieder verschlossen. Diesen werden die Hornissen komplett auffressen und dann etwas zeitverzögert aus dem Beutel in den Kasten gelangen.

Schritt6: Transport zum Zielort

Als letzten Schritt transportiert Herr Wacker den verschlossenen Kasten mit Nest und Hornissen an einen sicheren Ort, wo die Tiere ungestört ihr restliches Leben verbringen können.

Interessant zu wissen

Das Geräusch, das aus Hornissennestern kommt, dieses „Kratzen und Rasseln“ wird von den Larven erzeugt. Sie reiben an dem Waben-Material und machen so die anderen Hornissen darauf aufmerksam, dass sie gefüttert werden möchten.

WICHTIG!

Versuchen Sie auf keinen Fall ein Hornissennest selbst zu entfernen oder die Tiere abzutöten! Sie machen sich dadurch strafbar!
Sollten Sie Fragen zu Wespen und Hornissen haben, nutzen Sie die von der UNB zertifizierten Wespen- und Hornissenberater. Sie finden einige von Ihnen auch auf unserer NABU-Homepage unter: https://www.nabu-euskirchen.de/nabu-hilft-weiter/bienen-wespen-und-hornissen/

 

Weiterführende Informationen:

·         https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/wespen-und-hornissen/00492.html

·         http://www.hornissenschutz.de/inhalte.htm

·         https://www.nabu-euskirchen.de/nabu-hilft-weiter/bienen-wespen-und-hornissen/

Video