ErnteteilerInnen gesucht

SoLaWi statt Höfesterben und Abhängigkeit von Subventionen

Eine Landwirtschaft, die unsere Umwelt mehr und mehr belastet, wütende und verzweifelte Bäuerinnen und Bauern, die von Subventionen abhängig sind, und immer mehr Höfe, die aufgegeben werden – was ist los mit unserer Landwirtschaft und wie konnte es so weit kommen? Vor allem aber: Wie können wir all diese Probleme endlich lösen?

Das Problem: wachsen oder weichen

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Höfe immer weiter wachsen, das Ziel ist Gewinnmaximierung. Der Ursprung dieser Entwicklung und des damit verbundenen Höfesterbens geht zurück auf die Römischen Verträge von 1957, in denen die damaligen Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschafts-gemeinschaft (EWG) die gemeinsamen Ziele und Aufgaben einer europäischen Agrarpolitik verankerten. Somit ist das Problem der subventionierten Landwirtschaft das Ergebnis jahrzehntelanger Politik.

 

Kleine Strukturen können bei diesem Prinzip immer weniger überleben, weil alles auf Gewinnmaximierung und Wachstum ausgelegt ist. Die meisten Bauern und Bäuerinnen sind deshalb dauerhaft überlastet und aufgrund mangelnder gesellschaftlicher und finanzieller Wertschätzung unzufrieden. Zahlreiche Bäuerinnen und Bauern führen ihren Hof im Nebenerwerb, weil sie aus finanziellen Gründen hauptberuflich bis zu 40 Stunden in der Woche anderswo arbeiten müssen. Es ist kaum verwunderlich, dass es vielen Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind, schlecht geht – finanziell ebenso wie körperlich und psychisch.

 

In den letzten Jahrzehnten versuchte man politisch, diesen Problemen vor allem durch Subventionen beizukommen. Aber ist eine Agrarindustrie, die bis zu 50 Prozent subventioniert wird, überhaupt überlebensfähig und verantwortbar? Kann es unser Ziel sein, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Menschen, auf unsere Umwelt, auf die Tiere in immer größeren landwirtschaftlichen Betrieben immer mehr Lebensmittel möglichst „billig“ zu produzieren?

 

Die Lösung: Wir alle miteinander

Verantwortung übernehmen, innovativ denken und gemeinsam mutige Entscheidungen treffen

Wie kann eine bäuerliche und umweltgerechte Landwirtschaft der Zukunft aussehen, die nicht nur gesunde Nahrungsmittel unter artgerechten und umweltfreundlichen Bedingungen erzeugt, sondern auch krisensicher und ohne Subventionen wirtschaften kann? Wie gelingt der Ausstieg aus Gewinnmaximierung und politischen Zwängen – und der Einstieg in eine respektvolle und wertschätzende Landwirtschaft?

 

Diesen Fragen und Herausforderungen stellt sich das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) fernab des Mainstreams seit nun mehr als 30 Jahren weltweit und bietet konkrete Lösungen und alternative Handlungsspielräume. Mit der Kollektiv Wolkenborn eG hat diese Art des gemeinschaftsbasierten Wirtschaftens und der ökologischen Produktion von Lebensmitteln auch in unserer Region 2020 Fuß gefasst.

 

Auf einen Blick: Was ist Solidarische Landwirtschaft?

Der Kern des SoLaWi-Konzepts ist das Prinzip „Gemeinsam finanzieren – die Ernte teilen“.

Die Erntegemeinschaft trägt die gesamten Kosten der Landwirtschaft verbindlich für eine Erntesaison. Gemeinsam mit den erzeugenden Unternehmen tragen damit die Verbraucher*innen das Risiko der Produktion, und alle teilen sich die Ernteüberschüsse.

So funktioniert es: Der Finanzhaushalt der SoLaWi wird am Anfang des Jahres kostendeckend kalkuliert, eine Gewinnmaximierung ist ausgeschlossen. Alle Ernteteiler*innen zahlen neben dem jährlichen Genossenschaftsbeitrag einen monatlichen Beitrag für ihren Ernteanteil.

Die Solidarische Landwirtschaft trägt aktiv zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zum Humusaufbau wie auch Boden- und Gewässerschutz bei. Weder Saatgut noch Futtermittel sind gentechnisch verändert.

Weitere Grundprinzipien sind gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung aller Beteiligten, Transparenz über Jahresbudget und Anbaumethoden sowie die Absicherung der Erzeuger*innen und gute Arbeitsbedingungen.

Alle Beteiligten verstehen sich als Zusammenschluss von Menschen, die sich dem Gedanken des Humanismus, der Völkerverständigung, dem Internationalismus und den Menschenrechten verbunden fühlen. Sie dulden keine rassistischen und andere diskriminierenden oder menschenverachtenden Bestrebungen. (www.solidarische-landwirtschaft.org)

 

Kollektiv Wolkenborn eG in der Eifel – das sind wir!

Gemeinsam Verantwortung übernehmen, eine Veränderung anstoßen – und Lebensmittel genießen, die nachhaltig auf kleinen Höfen von zufriedenen, engagierten Menschen angebaut werden: Anfang 2020 entstand die Idee, und seitdem ist eine Genossenschaft in der Nordeifel entstanden, die Landwirtschaft neu leben will.

 

„Landwirtschaft und die Art des Konsumierens und Essens geht uns alle an. Jeder von uns sollte sich der eigenen Verantwortung und Macht bewusstwerden: Wir können Missstände und Not ändern. All das benötigt Beharrlichkeit und auch die Kraft, Rückschläge zu überwinden, aber noch viel mehr die Begeisterung und den Mut einer Gemeinschaft, um den ersten Schritt in unbekannte Gefilde zu wagen“, erzählt Romy Linden, die Initiatorin der Kollektiv Wolkenborn eG.

 

 Die Kollektiv Wolkenborn eG unterhält zurzeit acht Kooperationen mit Erzeugerbetrieben und zählt bereits über 160 Mitglieder – Tendenz steigend!

„Aktuell können unsere Ernteteiler*innen neben frischem Gemüse auch Obst und Saft, Honig, Eier, Suppenhühner, Rind- und Lammfleisch, Gewürze und Gewürzöle sowie Mehl und Getreide beziehen. Alle Ernteteiler*innen zahlen einen festen monatlichen Betrag für ihr individuell ausgewähltes Ernte-Paket. Immer mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr können unsere Mitglieder in unserem Depot im Nettersheimer Hof ihre Ernte-Pakete abholen.“ erklären die Vorstandsmitglieder André Lehner und Claudia Träger.

 

Wir starten am 03. April für ein weiteres Jahr in unsere nächste Erntesaison 2024/25. Einige freie Erntekörbe sind noch zu vergeben. Wir freuen uns über alle, die dabei sein wollen! Alle Information zur Mitgliedschaft und Konditionen sind online unter www.kollektiv-wolkenborn.de abrufbar. Zudem laden wir alle Interessierte am 24.04.2024 von 17.00 – 19.00 Uhr in unser Depot im Nettersheimer Hof in Nettersheim ein.

 

Text und Fotos: Kollektiv Wolkenborn e.G.