Themenmonat Wasser: Nitrat im Grundwasser – die schleichende Gefahr

Mit Gülle getränktes Maisfeld in Euskirchen-Wisskirchen, Juni 2024 Foto: Uli Pohl / NABU Euskirchen
Mit Gülle getränktes Maisfeld in Euskirchen-Wisskirchen, Juni 2024 Foto: Uli Pohl / NABU Euskirchen

Das Thema Nitrat im Grundwasser hat leider nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Vor 5 Jahren führte die gemeinnützige Umweltschutzorganisation VSR-Gewässerschutz e.V. https://vsr-gewaesserschutz.de/ueber-uns im gesamten Kreis Euskirchen eine Untersuchung des Grundwassers aus privaten Brunnen durch. Die Ergebnisse waren erschreckend und übertrafen den gesetzlichen Grenzwert von 50mg/l teilweise um ein Vielfaches:


Spitzenreiter war ein Brunnen in Schwerfen mit einem Nitratwert von 262 mg/l, es folgte Zülpich mit 160 mg/l und Nemmenich mit 132 mg/l. Aber nicht nur in der Börde, auch in den Höhenlagen der Eifel, z.B. in Nettersheim und Dreiborn wurde der Grenzwert überschritten.


Und was hat sich in den vergangenen fünf Jahren getan? Nichts! Oder besser gesagt fast nichts und wenn, dann nur auf Druck der Europäischen Kommission.

 

Die Bundesregierung hat im Jahr 2020 eine neue Düngeverordnung (DüV-20) erlassen, gegen den erbitterten Widerstand einer übermächtigen Agrarlobby.

 

https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/ackerbau/duengung/duengeverordnung/duev-2020.htm


Positive Ergebnisse lassen jedoch auf sich warten, wie die Analyseergebnisse von VSR-Gewässerschutz zeigen.


https://vsr-gewaesserschutz.de/grundwasserschutz/nitratbelastung

 

Für NRW gilt seit dem 1. Dezember 2022 - gemäß Vorgabe der Europäischen Kommission - eine Neufassung der Landesdüngeverordnung, nach der ein Drittel der NRW-Agrarflächen zum „Roten Gebiet“ erklärt wurden. Statt auf 165.000 Hektar gelten seitdem auf über 500.000 Hektar strengere Vorschriften. Unter anderem muss in diesen Gebieten die Düngung um 20% reduziert werden.


Laut Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) ist die Nitratbelastung des Grundwassers immerhin leicht zurückgegangen. An 13,5% der Messstellen wurden überhöhte Nitratwerte gemessen, vor 20 Jahren lag der Wert noch bei 18%.

 

Aber es gibt es noch dicke Bretter zu bohren. Der Bauernverband hat erst kürzlich beim Deutschen Bauerntag am 25. und 26. Juni 2024 in Cottbus das von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vorgestellte Düngegesetz als Weltverbesserungstheorie abgetan. Inzwischen wurde das Gesetz auch von einer Mehrheit im Bundesrat abgelehnt   

 

Und nach wie vor schwelt der Konflikt mit der EU-Kommission, weil an vielen Orten in Deutschland das Grundwasser immer noch viel zu stark mit Nitrat belastet ist. Die industrielle Landwirtschaft trägt u.a. mit Massentierhaltung und den dabei anfallenden Güllemengen einen Großteil zur Nitratbelastung bei.

 

Wird sie sich auch an den drohenden Strafzahlungen der EU beteiligen?

 

Nitrat im Trinkwasser


Nach der deutschen Trinkwasserverordnung darf der Nitratgehalt im Trinkwasser 50 mg/l nicht überschreiten. Zuviel Nitrat stellt ein Gesundheitsrisiko dar: Im Magen kann Nitrat in Nitrit umgewandelt werden. Zusammen mit Proteinen entstehen krebserregende Stoffe, die Nitrosamine. Besonders gefährlich ist Nitrat für Säuglinge. Aus Nitrat umgewandeltes Nitrit kann bei ihnen den Sauerstofftransport im Blut blockieren. So können Säuglinge „von innen“ ersticken. (Quelle: VSR-Gewässerschutz e.V.)

Text und Fotos: Ulrich Pohl