Ungefährliche Teufelsnadeln-Libellen

NABU stellt rasante Flugkünstler mit Doppelleben vor

Die rote Heidelibelle  Foto: NABU/Günter Lessenich
Die rote Heidelibelle Foto: NABU/Günter Lessenich

Sie sind sonnenliebende Akrobaten der Luft, die mit bis zu 50 Stundenkilometern im rasanten Flug Beute fangen. Sie können wie ein Hubschrauber in der Luft stehen, fliegen rückwärts fast so schnell wie vorwärts und doch sind sie nur wenige Zentimeter groß: Libellen. Obwohl wir diesen schillernden Kunstfliegern jetzt häufig begegnen, sind von den Zahl in Bundesland heimischen Libellenarten zwei Drittel bereits verschwunden, vom Aussterben bedroht oder gefährdet.

Foto: Plattbauchlibelle Junges Weibchen
Plattbauchlibelle Junges Weibchen Foto: NABU/Günter Lesenich

Libellen lassen sich vor allem in der Nähe von Gewässern beobachten. Hier entwickeln sich ihre Larven und hier jagen sie Fliegen, Mücken und andere Kerbtiere. „Ihre Beine benutzen die Libellen dabei als Fangkorb, der wie eine Reuse funktioniert. Mit ihm werden die Beutetiere eingesammelt und noch im Flug verzehrt. Die Beute erspähen Libellen mit ihren typisch großen, aus bis zu 30.000 Einzelaugen bestehenden „Komplexaugen". Noch heute fürchten sich manche Menschen vor Libellen, weil diese angeblich stechen. Die Furcht, die sich auch in martialischen Namen wie „Teufelsnadel" oder „Augenstecher" niederschlägt, ist jedoch völlig unbegründet: Die Tiere sind gänzlich harmlos. „Der Irrglaube von der Gefährlichkeit der Libellen rührt wohl daher, dass der lange Hinterleib oft einen Legebohrer besitzt, mit dem die Eier in die Blätter und Stängel von Wasserpflanzen abgelegt werden", klärt Name auf, „nach einer anderen Theorie sollen Missionare als sie die Germanen zum Christentum bekehrten, dieses Märchen verbreitet haben, waren doch die farbenprächtigen Insekten der Göttin Freya heilig."

 

Libellen führen ein Doppelleben. Den größten Teil ihres bis zu 4 Jahre währenden Lebens verbringen sie als Larven unter Wasser. Als gefräßige Lauerjäger schnappen sie mit ihrer Fangmaske, einem mehrgliedrigem, mit Greifzangen bewehrten Fangapparat, blitzschnell nach jedem sich bewegendem Tier bis zur eigenen Körpergröße. „Selbst Artgenossewerden nicht verschmäht. Die Ursachen für den alarmierenden Bestandsrückgang der Libellen sind seit langem bekannt. Alle Libellenarten sind zumindest als Larve auf Gewässer angewiesen. Sind Bäche und Flüsse verschmutzt, Moore und Sümpfe trockengelegt oder Teiche verfüllt, haben sie keinen Lebensmöglichkeiten mehr. Am härtesten betroffen sind die Spezialisten. Sie können sich an verändernde Lebensbedingungen nicht anpassen, weil sie auf einen einzigen Lebensraumtyp angewiesen sind. Sie werden durchweg in den Roten Listen als verschwunden oder vom Aussterben bedroht geführt.

 

Die Vernichtung und Verschmutzung von Libellengewässern geht selbst heute noch weiter. Insbesondere die übermäßige Düngung in der Landwirtschaft und Luftschadstoffe tragen dazu bei. „Außerdem werden immer noch viele Kleingewässer zugekippt, oft nur, um ein winziges Stückchen Acker oder Weide hinzuzugewinnen. Der beste Weg, Libellen zu schützen, sei die Sicherung und Verbesserung ihrer Lebensräume. „Mit dem Kauf von giftfrei produzierten Waren des biologischen Landbaus kann jeder Naturschutz an der Ladentheke betreiben und natürlich bietet auch ein naturnaher Gartenteich den Libellen eine Heimat. Sie revanchieren sich dann, indem sie die Mückenlarven in Schach halten. Fische sollten nicht in einen solchen Teich gesetzt werden, sie fressen die Libellenlarven auf."