Nachtjäger auf Brautschau

Autor: Tanja Burggraf-Kühl
Quellen: Die Amphibien und Reptilien Deutschlands von Rainer Günther
Der Bergmolch gehört in der Paarungszeit wohl zu den schönsten Schwanzlurchen.
Gerade die Männchen sind zu dieser Zeit sehr bunt gefärbt: der niedrige Rückenkamm ist gelb mit schwarzen Punkten, Körper - und Schwanzseiten sind bläulich, den Flanken entlang zieht sich ein
heller Streifen mit vielen schwarzen Punkten, welches sich meist bis zur Schnauze erstreckt. Karakteristisch ist der hell-eisblaue Streifen, der direkt unter der Fleckenreihe zu sehen ist.
Die Beine und Füße weisen meist ebenfalls ein Fleckenmuster auf und der untere Schwanzsaum ist orange mit schwarzen Punkten.
Die Weibchen sind zwar nicht so bunt wie die Männchen, aber auch sie brauchen sich nicht zu verstecken.
Bei ihnen zeigt sich ein schönes Netzmuster und in der Regel ein orange-roter Dorsalstreifen, welcher im Nacken beginnt und sich bis zur Schwanzspitze erstreckt.
Dieser Dorsalstreifen ist bei den Weibchen unterschiedlich stark ausgeprägt, manchmal nur zu erahnen.

Beide Geschlechter weisen eine orange-rote Unterseite auf, welche in der Regel ungefleckt ist.
Vor und nach der Paarungszeit zeigt sich die Oberseite eher in einem bräunlich bis schwärzlichen Farbton und die Fleckenzeichnung ist nicht mehr so stark ausgeprägt. Jedoch kann man die Männchen
noch immer sehr gut an einer Fleckenreihe in der Rückenmitte und am unteren Schwanzsaum erkennen.
Die Weibchen haben eine deutlich rauhere Haut als die Männchen, sie wirkt regelrecht körnig. An ihren Flanken lassen sich häufig weißliche Wärzchen erkennen und dazu weisen sie häufig ein dunkelgrünes Netzmuster auf.

Die Gesammtlänge der adulten Weibchen liegt zwischen 7 - 12 cm, die der Männchen zwischen 7,5 - 8,5 cm.
Ab März-April machen sich die Bergmolche auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Bei besonders mildem Wetter sind die ersten Molche aber schon im Februar zu sehen.
Die meiste Aktivität erfolgt erst ab 6 C°, entweder mit Regen oder sehr hoher Luftfeuchtigkeit mit mindestens 70%.
Durch ihre dunkle Färbung sind diese Molche nur sehr schwer auf dem schwarzen Asphalt der Straßen zu sehen, wodurch unzählige Tiere dem Straßenverkehr zum Opfer fallen.
Die Paarungsaktivitäten beginnen in der Regel zwischen Mitte April bis Ende Mai. Fällt die Wassertemperatur durch einen Kälteeinbruch jedoch nochmal unter 5 C°, oder fallen die Laichgewässer im
Frühjahr trocken, werden die Aktivitäten unterbrochen.
Als Laichgewässer kommen viele Gewässertypen in Frage:
pflanzenfreie Fahrspurrinnen auf Waldwegen (hier dient oft Laub als Ablaichsubstrat), Überschwemmungsmulden auf Wiesen, kleine Tümpel und Wassergräben, Quelltöpfe, größere Weiher und Teiche
(bevorzugt mit Pflanzenwuchs)
Die Weibchen legen ihre 100-150 Eier meist nachts an Wasserpflanzen ab. Dabei formen sie mit den Hinterbeinen aus einem Pflanzenblatt eine Art Tasche, in die ein einzelnes Ei platziert
wird.
Nach ca. 10 - 26 Tagen schlüpfen die 6 - 10 mm großen Larven aus der gallertigen Eihülle. Bis der Dottervorrat aufbraucht ist, sind die Larven nur wenig aktiv und hängen an Pflanzen, Steinen,
Ästen usw.
Die verfügen über Haftdrüsen, welche sich an den Kopfunterseiten befinden und ein klebriges Sekret absondern. Dadurch brauchen die Larven nicht unnötige Energie zu verschwenden, sich an den
Substraten zu halten.
Ist der Dottervorrat verbraucht beginnen sie aktiv kleinste Wassertiere zu jagen. Sie ernähren sich rein Carnivor, pflanzliche Nahrung wird von Molchen in keiner ihrer Lebensphasen
aufgenommen.
Im Gegensatz zu den Froschlurchen, bilden die Molchlarven zuerst die Vorderbeine aus und erst danach die Hinterbeine. Der gesammte Entwicklungszeitraum der Larven zum fertigen Molch dauert 2 - 4
Monate. Die Dauer ist abhängig von den Wassertemperaturen und dem Nahrungsangebot.
Von Mitte Juli bis Mitte September ist es dann soweit, die fertig entwickelten Molche verlassen mit ca. 3 - 6 cm das Wasser und gehen an Land. Die Geschlechtsreife erreichen sie mit 2 - 3
Jahren.
Sind die Bedingungen während der Entwicklungszeit sehr ungünstig, wurden die Eier sehr spät abgelegt oder eine Kombination aus beiden, kommt es bei Bergmolchen immer mal wieder vor, das die
Larven im Gewässer überwintern und ihre Entwicklung erst im folgenden Jahr abschließen.

Die adulten Elterntiere verlassen in der Regel nach 3-5 Monaten wieder das Gewässer und führen wieder ein dämmerungs - und nachtaktives Leben. Am Tag verstecken sich Bergmolche am liebsten an
kühlen Standorten in der Nähe des Laichgewässers unter Steinplatten und - haufen, Totholzhaufen, Baumstämmen, Holzbrettern/stapeln, Rindenabfällen,manchmal auch unter Moos oder in höheren
Grasbüscheln.
Als Nahrung dienen den Molchen zum Beispiel: Zuck und -Stechmücken und deren Larven, Laufkäfer, Libellenlarven, Spinnen, aufs Wasser gefallene terrestrische Insekten Nacktschnecken,
Larven der Köcherfliege und Eintagsfliege, Wasserkäfer deren Larven, Bachflohkrebse, Muschelkrebse, Regenwürmer, Springschwänze, Wasserflöhe, Laich und Larven von Schwanzlurchen und
Froschlurchen
Laut HEUSSER (1971) fressen Bergmolche Frosch-Larven bis zu 32 mm Größe, aber keine Kröten-Larven.
Ende September bis Mitte Oktober ziehen sich die Molche zur Winterruhe zurück. Bei milden Temperaturen können sie aber auch noch später im Jahr angetroffen werden. Als Winterquatiere kommen zum
Beispiel in Frage:
Steinhaufen, Bruchsteinmauern, Komposthaufen,Laubhaufen, Asthaufen, Gänge bzw. Bauten von Nager, Füchsen und Dachsen Eine kleine/geringe Anzahl der Bergmolche überwintert in den Gewässern im
Bodenschlamm.

Allgemein:
Im Gegensatz zu den Froschlurchen, verfügen die Bergmolche über keine Lockrufe oder ähnliches. Nur bei Stresssituationen, wie zum Beispiel ergriffen werden, können sie eine Art hellen
quietschenden Ton von sich geben. Die Lebenserwartung liegt in Gefangenschaft nach BERGMANS & ZUIDERWIJK (1986) bis zu 15 Jahren. HEMPEL & SCHIEMENZ (1975) geben sogar 32 Jahre an. In
freier Natur erreichen die Molche wohl eher sehr selten ein Alter von 15 Jahren. Dafür drohen ihnen zu viele Gefahren durch den Straßenverkehr, Fressfeinden und wegfallen oder Vernichtung von
Lebensräumen durch den Menschen.