· 

Themenmonat Wald: Einführung

 

 

Laut dem „Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz)[1]“ wird Wald wie folgt definiert:

 

Wald im Sinne dieses Gesetzes ist jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen.“

 

Aber Wald kann mehr! Und Wald ist mehr!

 

Wald in seiner natürlichen Form stellt eine Vielfalt an Lebensräumen bereit:

  • Im Waldboden, also unter der Oberfläche, leben nicht nur extrem viele Mikro-Organismen und Insekten, sondern der Waldboden stellt auch den Raum für eine der bekanntesten Symbiosen bereit, nämlich der zwischen Pilzen und Baumwurzeln
  • Auf dem Waldboden finden kleinere und größere Säugetiere, Vögel, Reptilien und Amphibien Lebensräume
  • Die höheren Regionen der Bäume bieten mit ihren Ästen und Blättern Schutz und Rückzugsraum für Vögel und kleinere Säuger und damit auch die Möglichkeit zur Errichtung von Nistplätzen
  • Unzählige Moos- und Flechtenarten leben in naturnahen Wäldern und bieten Lebensraum für zahlreiche Organismen
  • Totholz an sich ist ein bevorzugter Lebensraum für sehr viele Lebensformen. Von Kleinstlebewesen über Insekten, Pflanzen bis hin zu Pilzen finden im Totholz je nach Zersetzungsstadium ihre Nahrung und Lebensgrundlage
  • Abgestorbene Bäume, die aber noch nicht umgefallen sind bieten mit ihren Hohlräumen Lebensraum und Kinderstube für kleine Säuger, wie Eichhörnchen, Mäuse oder Vögel, aber auch Insekten, wie Hornissen und Bienen
  • Und es gibt noch mehr Lebensräume im Wald! Sowohl äußere Waldränder, als auch innen liegende Waldränder an Lichtungen und Bachläufen sind lineare Landschaftsstruktur, die aufgrund der besonderen mikroklimatischen Umweltfaktoren (Licht, Wind, Temperatur und Feuchtigkeit) besonders artenreich sind

Die heute leider sehr verbreiteten Fichten-Nutzholz-Monokulturen haben von den oben genannten Eigenschaften leider sehr wenig behalten. So haben Fichten sehr saure Nadeln, die in Verbindung mit der starken Verschattung durch die dichte Pflanzung dazu führen, dass der Boden in solchen Plantagen meist keinen Lebensraum mehr bietet, da er nahezu tot ist.

 

Ein gesunder naturnaherWald dagegen

  • ist ein Hotspot der Biodiversität und Artenvielfalt
  • er trägt wesentlich zur Stabilisierung und zum Schutz des Klimas bei
  • hält Regenwasser zurück, speichert es wie ein Schwamm und filtert es durch seinen Boden
  • stellt Lebensräume und Nahrungsgrundlage bereit
  • erbringt somit eine Ökosystemleistung, mit herausragenden Bedeutung für den Erhalt des Lebens auf der Erde

Es widerspricht der Natur des Waldes wenn wir Totholz entfernen und den Wald „aufräumen“. Natur ist nicht aufgeräumt. Vielfalt ist das Überlebensrezept!

 

Wir brauchen den Wald!

 

Text: Peter Berthold / NABU Euskirchen

[1] https://www.gesetze-im-internet.de/bwaldg/BJNR010370975.html