Themenmonat Wasser: Naturschutz ist Hochwasserschutz

Die Hochwasserereignisse der letzten Jahre, wie 2021 an der Ahr (und in der Eifel) oder zuletzt in Süddeutschland, haben uns eindeutig gezeigt: der Klimawandel ist da und er sorgt nicht nur in trockenen Sommern für zu wenig sondern oftmals auch in kurzer Zeit für ein deutliches zu viel an Wasser.
Dass die Maßnahmen zum Hochwasserschutz effektiver und weiter ausgebaut werden müssen, steht dabei außer Frage. Doch während Politik und Stadtplaner meist reflexartig technische Lösungen einfordern, die oftmals kostspielig und nur schwer umzusetzen sind, sehen Maßnahmen des Naturschutzes häufig einfache Lösungen vor, die gleichermaßen den betroffenen Menschen wie gefährdeten Tier- und Pflanzenarten zu Gute kommen.

Elbehochwasser 2013 an der Havel; Foto: NABU/Sebastian Sczepanski
Elbehochwasser 2013 an der Havel; Foto: NABU/Sebastian Sczepanski

Sehr oft sind die Probleme im Hochwasserschutz hausgemacht. Die immer umfassendere Versiegelung von Flächen durch intensive Bebauung sorgt dafür, dass große Wassermengen nicht mehr im Boden versickern können. Zudem hat die seit vielen Jahren betriebene Begradigung von Flüssen und Bächen – bei gleichzeitiger Befestigung der Ufer – dazu geführt, dass viel Wasser in hoher Geschwindigkeit diese durchfließen kann; durch das weitgehende Fehlen von Überschwemmungsflächen rechts und links der Ufer bestehen auch hier kaum noch Möglichkeiten, dass die Wassermengen vom Boden aufgenommen werden können.


Vorher und nachher: links der begradigte Flusslauf der Berke, rechts das mäandrierende Flussbett nach Abschluss der Renaturierungsmaßnahme; Fotos: NABU Euskirchen/Marion Zöller & Silke Mora

Aus naturschutzfachlicher Sicht müsste daher künftig Maßnahmen, welche die sogenannte blaue Infrastruktur (natürliche und künstliche Gewässer) stärken, eine weitaus größere Bedeutung zugemessen werden. Anstatt auf immer teurere technische Lösungen zu setzen, sollte der Natur wieder mehr Raum zur Entfaltung zugestanden werden.
Genau dies fordert unter anderem auch die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU, die ihre Mitgliedsländer dazu anhält, Ihre Gewässer in einen „guten ökologischen Zustand“ zu versetzen. Leider verfehlt Deutschland dieses Ziel seit 2015 konsequent und gehört in dieser Kategorie mittlerweile zu den Schlusslichtern in Europa (Platz 21 von 26).

Text: Marco Mora / NABU Euskirchen

Links zu weiterführenden Informationen:
- Bundesamt für Naturschutz – Hochwasserschutz (https://www.bfn.de/hochwasserschutz)

- Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union (https://www.bund.net/fluesse-gewaesser/wasserrahmenrichtlinie/)

- NABU – Flüssen und Auen mehr Raum geben (https://www.nabu.de/news/2017/08/22908.html)